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Für Gäste nichts Neues – Nachbetrachtung zum Spiel bei Arsenal

Nun ist auch der 9. Spieltag der Premier-League-Saison 2022/23 (fast) Geschichte. Die Tottenham Hotspur kassieren ausgerechnet im North London Derby beim FC Arsenal die erste Saison-Niederlage in der Liga und müssen nach dem 1:3 die Gunners und die siegreichen Citizens aus Manchester in der Tabelle ziehen lassen. Unsere Nachbetrachtung zum Spiel, hier:

Für Gästemannschaften sind die North London Derbys in den letzten Jahren wie eine Einladung zu einer schlechten Hausparty.

Man zieht sich schick an, bringt vielleicht noch einen leckeren Likör, einen Kasten Bier und schmackhafte Snacks mit, und dann ist der Zugang zum eisgekühlten Bier in der Badewanne versperrt, weil ein anderer Gast seit einer halben Stunde das Bad besetzt, die Musik ist eher an Helene Fischer und Andrea Berg angelehnt und zu Essen gibt es vom Gastgeber nur eine halb verbrannte und halb rohe Pizza vom China-Nudeln-Lieferdienst um die Ecke.

Am Ende geht man nüchtern und mit leeren Magen wieder nach Hause.

So ähnlich kann man die Ergebnisse der jeweiligen Auswärtsteams beim North London Derby in den letzten Jahren sehen. Arsenal konnte seit 2014 nicht mehr bei Tottenham gewinnen, die Spurs warten schon vier Jahre länger auf einen Auswärtserfolg. Nur im League Cup gab es jeweils Erfolge, doch Ausnahmen bestätigen bekannterweise die Regel.

So hat sich auch am vergangenen Wochenende nichts geändert.

Weniger Ballsitz, aber gute Defensive

Die Spurs kamen eigentlich mit Rückenwind ins Emirates, hat man doch bislang in der Liga kein einziges Spiel verloren und vor der Länderspiel-Pause noch Leicester City mit 6:2 aus dem Tottenham Hotspur Stadium gefegt. Und auch in der ersten Halbzeit sah es, trotz sehr defensiver Taktik mit weniger Ballbesitz, so aus, als ob man den Schwung mitnehmen könne. Doch in der zweiten Halbzeit folgte der Meltdown.

Insbesondere Gabriel Jesus machte den Spurs das Leben schwer, dazu konnte Arsenal noch auf die wieder genesenen Zinchenko und Ödegaard zurückgreifen. Und in der Anfangsphase bekamen die Gäste das auch zu spüren. Zwar stand man in der Defensive recht kompakt und lies bis auf die zwei große Chancen von Martinelli nicht viel zu, jedoch wurden die schnellen Konterversuche oftmals zu ungenau durchgeführt. Entweder wurde dauernd in den Rücken des Mitspielers gespielt, oder man war, wie Richarlison in der zehnten Minute, einfach einen Schritt zu spät um den Ball gefährlich auf das Tor zu bringen.

Die Quittung erfolge in der zwanzigsten Minute. Auf der linken Abwehrseite waren Son und Perisic viel zu passiv am verteidigen, den Pass ins Zentrum konnte dann Thomas sehenswert zur Führung für die Gastgeber einnetzen. Keine Chance für Lloris.

Jedoch fanden die Spurs eine gute Antwort auf den Rückstand und präsentierten sich aufgeweckter und agiler, auch wenn weiterhin die Präzision fehlte. Dennoch wurde der Mehraufwand belohnt. Richarlison wurde im Strafraum nach etwa einer halben Stunde von Gabriel eindeutig gefoult, was einen Strafstoß zur Folge hatte.

Diesen verwandelte Harry Kane gewohnt sicher. Er untermauert nicht nur seinen Ruf als eventuell besten Elfmeterschützen der Welt, sondern erzielte auch als erster Spieler in der Premier-League-Geschichte 100 Auswärtstore. Eine weitere Wahnsinnsmarke gesprengt von Kane.

Kurz vor der Halbzeit noch Glück für die Spurs, denn Gabriel Jesus, der Neuzugang von Man City, umkurvte im Strafraum mehrere Spurs-Spieler, erst Lloris stoppte Ihn, sodass es mit einem 1:1 in die Halbzeit ging, wo unsere Hoffnung auf einen Punktgewinn in Woolwich noch vorhanden war. Das hatte sich in der zweiten Halbzeit jedoch schnell erledigt.

Unglück bringt Nackenschlag

Bereits in der 49. Minute folgte die erneute Führung für Arsenal. Zunächst konnte Lloris einen Schuss von Saka retten, jedoch landete der Ball dann bei einem Mitspieler, von dort der Ball wieder in Richtung Lloris abprallte, der wiederrum den Ball nicht zum Fassen bekam. Gabriel Jesus konnte dies ausnutzen und traf.

Ob man hier Lloris einen Fehler vorwerfen kann, so wie ein größerer Spurs-Twitterer in einem mittlerweile wieder, nach überwiegenenden Widerspruch, gelöschten Tweet (Wortlaut in etwa: Man solle Lloris ersetzen), halte ich jedoch für überzogen.

Den Schuss von Saka sah er erst sehr spät und konnte Ihn noch so weit wie möglich retten. Einen dann abgeprallten Ball jedoch nicht zu fangen ist kein Zeichen von fehlender Qualität, da solche Bälle natürlich unerwartet und schwer, aufgrund der extremen Kürze der Zeit, einzuschätzen sind. Klar, es sieht insbesondere in der Slow-Motion extrem unglücklich aus, jedoch hier einen Strick gegen Lloris, der uns auch schon viele Punkte rettete, zu drehen halte ich für übertrieben und unangemessen.

Fehlendes Feingefühl

Für die Entscheidung sorgte leider der Schiedsrichter. Anthony Taylor hatte über die gesamte Partie eine extrem lange Leine, lies viele Sachen weiterspielen oder nicht mit einer Gelben Karte bewerten (u.a. beim hohen Bein von Gabriel Jesus, als er Eric Dier mit dem Fuß im Gesicht traf).

Angesichtsdessen wirkt die Rote Karte für Emerson Royal total übertrieben. Bei einem normalen Spiel würde ich mit der Roten Karten sogar mitgehen, wenn man jedoch zuvor keine einzige Karte verteilt hatte und die Leine sehr locker gezogen hatte, so wirkt es leider unangemessen. Emerson Royal traf übrigens den Knöchel von Martinelli. Böse Zungen würden behaupten, er bliebe uns so wenigstens gegen Brighton am kommenden Wochenende erspart.

Die sportliche Entscheidung folgte nur kurz darauf, als Xhaka trocken zum 3:1 einnetzte. Ob die darauf folgenden vier Wechsel von Conte die Wende herbeibringen oder eine Schonung für das Champions-League-Spiel in Frankfurt sein sollte, ist nicht überliefert.

Nach dem 3:1 folgten jedenfalls keine sportlichen Highlights mehr. Die Spurs bleiben zwar auf Platz 3, haben jedoch nun vier Punkte Rückstand auf Arsenal und drei Punkte auf Man City, die nach der Haaland-und-Foden-Show gegen Manchester United weiterhin meine Meisterschaftsfavoriten sind.

Für die Spurs geht es nach der verdienten Niederlage am Dienstag in der Champions League bei Eintracht Frankfurt weiter.

Die Einzelkritik

Die Spielerbewertungen gliedern sich von 1 (=sehr schlecht) bis 10 (=Weltklasse) und spiegeln allein die persönliche Meinung des Autors wieder.

Lloris (6/10): Hatte einige gute Paraden auf Lager, sah jedoch beim zweiten Gegentor nicht gut aus.

Romero: (5/10): Zu passiv beim ersten Gegentor, unglücklicher Abpraller beim zweiten Gegentor.

Dier: (5/10): Hatte zu kämpfen mit der veränderten Position in Unterzahl, ließ Xhaka beim 3:1 laufen.

Lenglet (6/10): Von der Dreier-Innenverteidigung am Solidesten unterwegs.

Royal (2/10): Katastrophen-Mittag. Kein Pass kam an, keine Flanke kam an, viele Angriffe kamen über seine Seite, dazu der Platzverweis. Keine Eins-Bewertung, irgendein Kurzpass kam wahrscheinlich doch an.

Bentancur (7/10): Ruhefels im Mittelfeld.

Hojbjerg (6/10): Absolut solide Performance, die erste Halbzeit gutes Zusammenspiel mit Bentancur, in der zweiten Halbzeit etwas abgetaucht.

Perisic (7/10): Gute Leistung, nur beim ersten Gegentreffer nicht aktiv genug.

Richarlison (6/10): Hat vieles versucht, ist viel gelaufen, doch irgendwie war er immer einen Schritt zu spät oder zu früh. Pluspunkt für den herausgeholten Elfmeter.

Kane (6/10): Sicherer Elfmeterschütze und Rekordhalter für die Auswärtstore. Hat auch versucht im Mittelfeld sich die Bälle zu holen, aber vom Gegenspieler nahezu stillgelegt.

Son (5/10): So ganz konnte er den Schwung aus dem Leicester-Spiel und den Länderspielen nicht mitbringen.

Die eingewechselten Spieler haben allesamt zu kurz gespielt um sie bewerten zu können.

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