Die Spurs können erneut nicht gewinnen und müssen Platz 4 wieder dem ungeliebten Rivalen aus Nordlondon überlassen. Hat man die Champions League damit schon verspielt oder gibt es weiterhin Grund zur Hoffnung?
Grundsätzlich sollte bei allem Pessimismus festgehalten werden, dass die Spurs weiterhin ganz allein dafür verantwortlich sind, auf welchem Tabellenplatz sie die Saison beenden. Denn aufgrund des noch ausstehenden direkten Duells gegen Arsenal hat man ein Top-4-Finish immer noch in der eigenen Hand.
Doch wie wahrscheinlich ist das nach dem erneuten Patzen gegen Brentford noch? Immerhin hat Tottenham mittlerweile sogar das statistisch deutlich schwierigere Restprogramm als Arsenal. Während diese nämlich in den letzten beiden Spielen zwei wichtige Siege gegen Chelsea und Manchester United sammeln konnten, steht bei den Spurs weiterhin eine Auswärtsfahrt nach Liverpool an. Dass man diesen weh tun kann, haben die Spurs in dieser Saison aber bereits bewiesen. Denn kurz nach Antonio Contes Ankunft konnte man den Reds ein 2:2-Unentschieden abringen, in welchem man sogar einige Chancen auf einen Sieg liegen ließ.
Nach den letzten beiden Spielen daran zu glauben, dass man dem FC Liverpool im Titelkampf ein Bein stellen kann, fällt mir persönlich aber ziemlich schwer. Zu einfallslos wirkte man auch am vergangenen Samstag wieder gegen Brentford. Während Brighton primär noch aufs Zerstören des Spiels der Spurs fokussiert war, wurde Brentford immer wieder mal gefährlich. Christian Eriksen, der der klar beste Spieler auf dem Platz war, riss die Partie schon früh an sich und setzte vor allem durch Standardsituation seine Kollegen immer wieder gefährlich in Szene.
So schlug Brentford nach Liverpool, Arsenal, Chelsea und ManUtd auch die Spurs nach „Expected Goals“ im Brentford Community Stadium.
Zwar traten die Spurs in der zweiten Hälfte etwas verbessert auf und waren zumindest im Ballbesitz überlegen, doch einen Schuss aufs Tor konnte sich Antonio Contes Mannschaft trotzdem nicht erarbeiten. Die wahrscheinlich gefährlichste Situation hatte Harry Kane sogar erst in der 92. Minute, als er per Seitfallzieher das Tor knapp verpasste.
Während niemand wirklich überzeugen konnte, fielen mit den Wingbacks aber wieder zwei Spieler leistungstechnisch stark ab. Sessegnon bekam in der 74. Minute sogar die Höchststrafe als er durch Davinson Sanchez ersetzt wurde und Davies für den Rest des Spiels den offensiven Linksverteidiger geben musste.
Am Ende war es ein Spiel, in welchem die Spurs Brentford zu keinem Zeitpunkt wirklich gefährlich wurden, was dafür sorgte, dass man die Pole-Position auf die Champions-League-Qualifikation an Arsenal verlor. Ob man noch Hoffnung auf ein Abschneiden auf dem vierten Tabellenplatz haben darf, wird das nächste Spiel gegen Leicester zeigen. Denn sollte es dort zu einer deutlichen Leistungssteigerung kommen, könnte die Mannschaft nochmal Selbstvertrauen für die Duelle gegen Liverpool und Arsenal sammeln. Sollte dies nicht der Fall sein, wird das Rennen um die Top 4 womöglich schon vor dem North London Derby entschieden sein.
Einzelkritik
Die Einzelnoten reichen von 1 (unterirdisch) bis 10 (Weltklasse) und entsprechen lediglich der subjektiven Einschätzung des Autors.
Lloris (7/10): Zeigte eine vollkommen solide Partie und wehrte alles ab, was auf seinen Kasten kam. Vor allem bei Eriksens verdecktem Schuss parierte er glänzend.
Davies (6/10): Wie auch der Rest der Dreierkette fiel es dem Waliser schwer das Spiel aufzubauen. Stand aber zumindest defensiv relativ solide.
Dier (6/10): Machte erneut eine sehr durchschnittliche Partie. Spielte einen unnötigen Fehlpass, wodurch Eriksen zum Abschluss kam, doch konnte sonst durch ganz gutes Stellungsspiel überzeugen
Romero (8/10): War der klar beste Feldspieler der Spurs und kochte in der zweiten Halbzeit jeden Gegenspieler, der auf ihn zu kam, sicher ab.
Sessegnon (3/10): Wahnsinnig enttäuschende Vorstellung des jungen Engländers. Hatte keinerlei Ideen und lief so immer wieder erfolglos gegen seine Kontrahenten an. Wurde in der 74. Minute durch Sanchez ersetzt.
Bentancur (5/10): Erneut gelang es dem Uruguayer nicht das Mittelfeld zu kontrollieren. Wurde allerdings auch etwas im Stich gelassen.
Hojbjerg (6/10): Nicht so stark wie gegen Brighton, aber weiterhin solide. Während es auch ihm nicht gelang den Ball in gefährliche Positionen zu bringen, ist er aufgrund seiner defensiven Stabilität weiterhin unersetzlich.
Emerson (3/10): Leider wieder eine sehr schwache Partie des Brasilianers. Konnte offensiv keine Akzente setzten und wurde defensiv viel zu häufig leicht überspielt, was ausschließlich durch Romeros Leistung ausgebügelt werden konnte. Wurde in der 86. Minute durch Lucas Moura ersetzt.
Son (5/10): Wenig einsetzt und dementsprechend auch wenig im Spiel. Wurde von Sessegnon allerdings auch wenig unterstützt.
Kane (6/10): Der wahrscheinlich beste Offensivspieler der Spurs. Konnte das Spiel zwar auch nicht in die eigene Hand nehmen, hatte aber nach Romeros Pass und Kulusevskis Flanke die einzig gefährlichen Aktionen der Spurs.
Kulusevski (5/10): Das zweite eher enttäuschende Spiel des Schweden. War wie jeder andere Spieler nicht wirklich ins Spiel eingebunden. Wurde aber wie Son auf der anderen Seite von der fehlenden Unterstützung des Wingbacks im Stich gelassen.
Sanchez (keine Bewertung): Kam in der 74. Minute für Sessegnon.
Lucas Moura (keine Bewertung): Wurde in der 86. Minute für Emerson eingewechselt.