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Die Königsklasse wartet – Spielbericht zum Sieg gegen Norwich

Mit einem 5:0-Auswärtssieg gegen das bereits abgestiegene Norwich verabschiedet sich Tottenham Hotspur in die Sommerpause. Am Ende eines spannenden letzten Premier-League-Spieltags hatten die Spurs Grund zu feiern: Son Heung-Min gewinnt den Golden Boot und die Spurs kehren nach zwei Jahren wieder in die Königsklasse zurück. Unser Spielbericht.

Wie ich bereits in meiner Vorschau zum Spiel schrieb, hätte die Ausgangslage vor dem letzten Premier-League-Spieltag für die Spurs kaum besser sein können. Mit mindestens einem Punkt gegen das bereits abgestiegene Schlusslicht Norwich – der Siebtschlechtesten Mannschaft, die die Premier League je gesehen hat – konnte die Mannschaft von Antonio Conte sich aus eigener Kraft den vierten Platz sichern. Und dennoch, der Natur eines Tottenham-Fans entsprechend waren viele Anhänger vor diesem Spiel, dass von mir gleich zum „wichtigsten Spiel der letzten Jahre“ erklärt wurde, nervös. Wer kann es Ihnen verübeln?

Vom Virus keine Spur

Die Ereignisse der letzten Woche, schmerzhafte Erinnerungen an 2006 und verunsichernde Medienberichte der letzten Tage hatten zwischenzeitlich für Panik unter den Spurs-Fans gesorgt, dass Leistungsträger wie Harry Kane nicht fit wäre für die wichtige Partie. Antonio Conte dementierte diese Gerüchte jedoch bereits am Freitag und am Sonntagnachmittag 16 Uhr deutscher Zeit war vom Virus dann keine Spur mehr.

Der Italiener schickte das bestmögliche Personal aufs Feld, Dejan Kulusevski kehrte für Lucas Moura in die Startelf zurück. Und der Schwede legte richtig gut los: Bentancur spielte in der 16. Minute nach schönem Zuspiel von Hojbjerg den Ball zurück in die Mitte, wo Kulusevski die Kugel an Tim Krul vorbeischob. Es war für die Spurs mit Sicherheit vor allem mental ein wichtiger Treffer – das Eis gebrochen zu haben und selbst bei einem Gegentreffer temporär noch auf Platz 4 zu sein.

Norwich konnte kaum Fuß fassen und lud die Spurs dann auch noch ein: Nach Patzer vom einstigen Tottenham-Schreck Tim Krul schaltete Bentancur am schnellsten, legte den Ball zu Kane, der per Flugkopfball zum 2:0 erhöhte.

Kulusevski Magic & Sonny Wonderstrike

Auch nach dem Seitenwechsel kontrollierten die Spurs die Partie. Einem solch desolaten Norwich traute niemand mehr zu, noch drei Tore gegen die gewohnt sichere Abwehr Tottenhams zu schießen (nur 5 Gegentore in den letzten 11 Spielen!). Da störte es auch niemanden, dass der direkte Verfolger Arsenal zeitgleich gegen Everton in Führung lag. Auf den Rängen machte sich langsam aber sicher Feierstimmung breit, und die ersten Fangesänge in Richtung Woolwich wurden angestimmt.

Auch auf dem Feld schienen einige Spieler bereits ein anderes Ziel vor Augen zu haben, nämlich ihrem Mitspieler Son Heung-Min zum Goldenen Schuh zu verhelfen. In einer fast schon tragischen Szene vertändelte Kulusevski vor freiem Tor bei einem missglückten Zuspiel zu Sonny den Ball, was sonst das sichergeglaubte 3:0 gewesen wäre. Als wollte der Schwede seinen Fehler jedoch wieder gut machen, zimmerte er kurze Zeit später ein absolutes Traumtor in den oberen Winkel und steuerte damit seinen zweiten Treffer der Partie bei.

Son Heung-Min, der sichtbar treffen wollte, sollte auch noch seine Momente bekommen. Zuerst traf der Südkoreaner in der 70. Minute nach schöner Vorarbeit von Kane sowie dem inzwischen eingewechselten Moura und zog so mit Mohammed Salah in der Torschützenliste gleich. Fünf Minuten später zog er mit einem Wonderstrike von außerhalb des Strafraums an Salah vorbei. Die ganze Mannschaft feierte in Ekstase mit dem Südkoreaner. Bilder, bei denen jedem Spurs-Fan das Herz aufgeht. Ein spätes Tor Mo Salahs bedeutete zwar, dass sich Son die Auszeichnung mit dem Ägypter teilen muss – das breite Grinsen konnte man dem Südkoreaner dadurch jedoch nicht nehmen. Glückwunsch, Sonny!

Back where we belong

Mit dem im Endeffekt ungefährdeten und auch in der Höhe verdientem 5:0-Sieg sichern sich die Spurs den vierten Platz und damit das Ticket für die Champions League in der kommenden Saison. Tottenham kehrt so nach zwei Jahren Abstinenz in die Königsklasse zurück und Antonio Conte sprach nach der Partie zurecht von einem unglaublichen Erfolg.

Wie aussichtslos war die Situation im Sommer gewesen, als Kane den Verein verlassen wollte und Gennaro Gattuso schon mit einem Bein bei Tottenham war? Wie oft hatte man die Spurs nach den Niederlagen der vergangenen Monate und den Aussagen Contes schon abgeschrieben? Acht Siege und zwei Unentschieden aus den letzten elf Spielen, 27:5 Tore, zuletzt drei Spiele in Folge ohne Gegentor. 

Der Saisonendspurt der Spurs kann sich sehen lassen und mit der Qualifikation für die Champions League wurde dieser wilden Achterbahnfahrt einer Saison nun die Krone aufgesetzt. Tottenham Hotspur steht ein wichtiger Sommer bevor und womöglich eine besondere nächste Saison. Mit einem Weltklasse-Stadion, einem Weltklasse-Trainer und zwei Weltklasse-Stürmern sind die Spurs endlich wieder da, wo sie hingehören: Among Europe’s best.

Die Einzelkritik

Die Noten reichen von 1 (unterirdisch) bis 10 (weltklasse) und entsprechen der subjektiven Einschätzung des Autors

Hugo Lloris (7/10): Was soll man da sagen? Der Franzose hatte nichts zu tun. Wenn Norwich einen Ball aufs Tor gebracht hätte, wäre er aber bestimmt da gewesen. Trust me.

Davinson Sánchez (7/10): Machte einen soliden Job. Ließ mit seinen Leistungen zuletzt alle Sorgen nach dem Ausfall Romeros vergessen. Hut ab.

Ben Davies (7/10): Ein Unsung Hero. Machte in Halbzeit Eins einige wichtige Tackles und Blocks, zeigte wie immer eine gute Leistung.

Eric Dier (6/10): In der ersten Halbzeit ein paar Mal unsicher, danach verbessert und mit gewohnt solider Performance.

Ryan Sessegnon (7/10): Gegen ein defensiv unsortiertes Norwich war seine Beteiligung am Offensivspiel der Spurs nicht so sehr benötigt wie gegen Burnley. Machte ein unauffälliges Spiel.

Emerson Royal (7/10): Für ihn gilt dasselbe wie für Sessegnon. Unauffällige, aber durchaus solide Leistung.

Rodrigo Bentancur (9/10): Ein starkes Spiel des Mittelfeldspielers. Gedankenschnell im Zweikampf, sicher beim Passspiel. 96% Passquote! Legte die ersten beiden Treffer auf. War überall und diktierte das Spiel. MOTM.

Pierre-Emile Hojbjerg (7/10): Eine Hojbjerg-Performance wie aus dem Buche. Starke Passquoten für den dänischen Wikinger, der wie immer mit voller Leidenschaft dabei war. Spielte einen schönen Ball vor dem 1:0.

Dejan Kulusevski (8/10): Zwei Tore für den Schweden, der sich als eine der besten Verpflichtungen der jüngeren Vereinsgeschichte herausstellt. Einmal sehr unglücklich, dafür beim 3:0 magisch.

Son Heung-Min (9/10): Nachdem die Spurs auf der Siegerstraße waren, war der Südkoreaner bemüht, selbst zu treffen. Wer kann es ihm verübeln? Zwei geniale Tore zum Ende des Spiels.

Harry Kane (9/10): Ein Tor, ein Assist. Dazu wichtige Pässe und der entscheidende Ball vor dem 4:0. Tottenhams Nummer 10 zeigte sich beim 2:0 eiskalt und harmonierte ansonsten wunderbar mit seinen Mitspielern.

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