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Eine große Chance – Spielvorschau Norwich City

Am letzten Spieltag der Premier League geht es für die Spurs um Alles. Auswärts gegen Norwich City muss mindestens ein Punkt her, um den Traum von der Champions League Realität werden zu lassen. Unsere Vorschau zum Spiel.

Pokalfinals, Derbys, Entscheidungsspiele oder eben der letzte Spieltag einer Saison – es gibt kaum nervenaufreibendere Tage im Leben eines Fußball-Fans. So bin ich mit Sicherheit nicht der einzige Spurs-Fan, der voller Nervösität und Aufregung die Stunden bis zum entscheidenden letzten Saisonspiel am Sonntagnachmittag gegen Norwich zählt. Wie man mit dieser lähmenden Aufregung am Besten umgeht, hat übrigens The Athletic in einem unterhaltsamen Artikel zusammengefasst. Je größer die Nervosität, umso größer jedoch auch am Ende der mögliche Erfolg – ein Satz den man ohne Probleme auf das Spiel der Spurs gegen Norwich übertragen kann: Denn es geht um richtig viel.

Was bisher geschah…

Mit 10 von 12 möglichen Punkten aus den letzten vier Spielen haben sich die Spurs im Endspurt der Saison an Arsenal vorbeigeschoben, die zuletzt zwei Mal patzten – unter anderem im richtungsweisenden North-London-Derby gegen die Spurs. Tottenham steht vor dem letzten Spieltag, an dem alle 10 Spiele zugleich um 17:00 deutscher Zeit beginnen, mit 68 Punkten auf Rang 4, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt. Dahinter lauert Arsenal mit 66 Punkten. Dank dem deutlichen Vorteil von +15 Toren in der Tordifferenz reicht den Spurs im letzten Saisonspiel ein Punkt, um den vierten Rang zu festigen.

Für Norwich hingegen geht es um fast gar nichts mehr. Die von Dean Smith trainierte Mannschaft steht bereits als Absteiger fest, lediglich den unrühmlichen letzten Tabellenplatz könnten die Canaries mit einem Sieg gegen Tottenham bei gleichzeitigem Punktverlust Watfords noch verlassen. Letzte Woche erkämpfte sich Norwich immerhin einen Punkt gegen Wolverhampton, davor hagelte es jedoch eine Niederlage nach der anderen – mehr dazu im Gegnercheck.

Das wichtigste Spiel der letzten Jahre

Wer hätte gedacht, dass einer Auswärtsreise zum bereits abgestiegenen Schlusslicht der Liga so eine Bedeutung zukommen würde? Für mich ist klar: Das Spiel gegen Norwich ist die wichtigste Partie für die Spurs seit dem Champion- League-Finale 2019. Machen wir uns nichts vor – auch eine Qualifikation für die Europa League wäre nicht das Ende der Welt. Dennoch, und das weiß vor allem auch Daniel Levy, ist das heutige Spiel so unfassbar ausschlaggebend für die Entwicklung der Spurs in den nächsten Jahren.

Verpasst man die Champions League ein drittes Jahr in Folge, so droht man aus dem Dunstkreis der Elite-Mannschaften Europas, in den man spätestens mit der Teilnahme am Champions-League-Finale aufgestiegen war, wieder auszuscheiden. Qualifiziert man sich jedoch für die Königsklasse, bringt das nicht nur finanzielle Mittel, sondern stärkt die Reputation und die Anziehungskraft des Vereins für neue Spieler. So hätte man die Möglichkeit, mit einem unangefochtenen Weltklasse-Trainer wie Antonio Conte die Lücke nach oben ein Stück weit zu schließen. Vor allem Chelsea ist durch den Abgang Abramowitschs wieder in Schlagdistanz.

Langfristig dürfen sich in der Premier League fünf Teams Hoffnungen machen, sich über die Liga für die Champions League zu qualifizieren. Dem mit einem Sieg gegen Norwich bereits jetzt schon zuvorzukommen, wäre für die Spurs ein großer Vorteil in der Entwicklung gegenüber Manchester United und Arsenal.

No more „spursy“

Auch wenn man sich für diese wichtige Aufgabe am Sonntag keinen besseren Gegner als den bereits abgestiegenen Tabellenletzten hätte wünschen können, ist vielen Spurs-Fans eine Grundskeptik nicht zu nehmen. Zu oft hat die Mannschaft in der Crunchtime den Kopf hängen lassen, woraus der furchtbare Begriff „spursy“ überhaupt erst entstanden ist. Die Optimisten in der Tottenham-Fanszene werden jedoch zurecht darauf verweisen, dass es kaum einen besseren Trainer für solche Situation gibt als Antonio Conte.

Und auch in unserem Podcast An der Lane haben wir immer wieder darüber besprochen, dass in den letzten Monaten innerhalb der Mannschaft ein Mentalitätswechsel bemerkbar war – wären da nicht die erschreckend schwachen Leistungen gegen Brighton und Brentford gewesen.

Lasagne, nein Danke

Personell dürfte es gegen Norwich keine Überraschungen geben. Nachdem es zwischenzeitlich Hoffnung gab, Cristian Romero könnte für das letzte Saisonspiel in die Startelf zurückkehren, hat Antonio Conte in der Pressekonferenz vor dem Spiel betont, dass dieselben Spieler zur Verfügung stehen wie gegen Burnley. Die guten Leistungen von Davinson Sánchez gegen Arsenal und Burnley dürften viele Spurs-Fans jedoch beruhigen. Auch Ryan Sessegnon und Emerson Royal wollen ihre nach oben zeigende Formkurve der letzten Wochen mit Sicherheit am letzten Spieltag veredeln.

Ein Vorfall unter der Woche – der beängstigende Ähnlichkeiten mit „Lasagna-Gate“ aus dem Jahr 2006 hat – löste zwischenzeitlich Panik unter der Anhängerschaft der Spurs aus. Nachdem bereits am vergangenen Wochenende im Vorfeld der Partie gegen Burnley Hugo Lloris, Harry Winks, Dejan Kulusevski und Pierluigi Gollini mit Krankheitssymptomen zu kämpfen hatten, so fühlte sich übereinstimmenden Medienberichten zufolge auch Harry Kane am Freitag unwohl. Trotz Versicherungen seitens Alasdair Gold, Charlie Eccleshare und sogar Antonio Conte selbst, dass es sich nicht um Covid handle und keine weiteren Spieler betroffen seien, machte sich schnell Panik breit und unschöne Erinnerungen an das skandalöse Saisonfinale 2006 wurden wach. Die guten Nachrichten sind: Harry Kane scheint fit zu sein, hat nach Angaben von Football London am Samstag trainiert und wird gegen Norwich in der Startelf erwartet.

Das letzte Saisonspiel hat auch immer Potenzial, das letzte Spiel im Trikot der Spurs für einige Spieler zu sein. Emerson Royal, Sergio Reguilón, Harry Winks oder Steven Bergwijn: Die Liste an möglichen Abgängen im Sommer ist lang. Aber auch auf Son Heung-Min sollte ein Augenmerk gelegt werden: Der Südkoreaner hat gegen Norwich noch die Chance, sich den Goldenen Schuh zu ergattern und zum zweiten Mal in Folge nach Nordlondon zu bringen. Er hat mit 21 Saisontoren bislang einen Treffer weniger als Mo Salah auf dem Konto.

„Worst team in the league“

Ich habe es bereits geschrieben: Einen besseren Gegner für das Spiel am Sonntag kann man sich eigentlich gar nicht wünschen. Ein Satz mit Potenzial, ganz schlecht zu altern. Doch bei allem Respekt für die Canaries, die vor allem mit finanziellen Limitierungen zu kämpfen haben: Diese Norwich-Mannschaft ist eine der schlechtesten, die die Premier League je gesehen hat. Die Siebtschlechteste, um genau zu sein. Stand jetzt hatten nur sechs Teams am Ende der Saison weniger Zähler als Norwich. 22 Punkte konnten die Kanarienvögel in 37 Spielen holen. Dabei steht ein Torverhältnis von 23:79 zu Buche. Viel erschreckender vielleicht noch: In einer 10 Monate langen Saison hat Norwich bislang nur in drei verschiedenen Monaten Siege feiern können. Nur an einem einzigen Spieltag im Januar stand man außerhalb der Abstiegszone.

Auch zuletzt lief es bei den Canaries, die bereit seit einigen Spieltagen als erster Absteiger feststehen, nicht besonders rund. Dem 1:1 am vergangenen Wochenende gegen die Wolves gingen fünf Niederlagen in Folge voraus – vier davon ohne eigenen Treffer. Norwich erzielte gegen Wolverhampton das erstes Tor seit knapp einem Monat. Leistungsträger in dieser Saison bei den Kanarienvögeln ist unangefochten Stürmer Teemu Pukki, der mit 11 Saisontoren in der Premier League für unglaubliche 50% der Tore von Norwich verantwortlich ist. Dazu kommen noch 3 Assists. Auch am vergangenen Spieltag gegen die Wolves traf der Finne. Ein weiterer Faktor, der Spurs-Fans Kopfschmerzen bereiten könnte: Der Niederländer Tim Krul steht bei Norwich unter Vertrag. Ihr wisst, was ich meine.

Es ist angerichtet

So hat dieser letzte Spieltag der Premier League-Saison 2021/22 das Potenzial, ein ganz wichtiger Tag für Tottenham Hotspur zu werden. Es ist dabei alles angerichtet für die Mannschaft von Antonio Conte und vorsichtiger Optimismus ist durchaus erlaubt. Trotzdem sind in diesem Schlussspurt noch 90 Minuten zu absolvieren und die Spurs müssen am Sonntag unabhängig vom Gegner eine konzentrierte Leistung aufs Feld bringen.

Die Teilnahme an der Europa League wäre für Tottenham Hotspur nicht das Ende der Welt – aber die Qualifikation für die Champions League wäre nicht nur ein enorm wichtiger Schritt für den Verein, sondern auch passender Abschluss einer absoluten verrückten Saison.

Das Spiel wird (neben der Meister-Konferenz) in voller Länge auf Sky übertragen. Anstoß ist um 17:00.

So könnte Tottenham spielen: Lloris, Sessegnon, Davies, Dier, Sanchez, Royal, Hojbjerg, Bentancur, Son, Kane, Kulusevski

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