Zum Inhalt springen
Startseite » Blog » Sieben Lehren aus der Preseason der Spurs

Sieben Lehren aus der Preseason der Spurs

Im letzten Spiel der Vorbereitung der Spurs stand am Ende eine 0:1-Niederlage gegen die Roma zu Buche. Jetzt bleibt Antonio Conte noch eine Woche auf dem Trainingsplatz, bevor die neue Premier Leauge Spielzeit bereits am kommenden Samstag mit einem Heimspiel gegen Southampton beginnt. Anlass für SpursNext, die Saisonvorbereitung und Testspiele genauer unter die Lupe zu nehmen und einige erste Schlüsse zu ziehen. Sieben Lehren aus der Preseason. 

Antonio Conte sortiert aus

Die Bekanntgabe des Kaders für die Vorbereitungstour in Südkorea sorgte bei einigen Personalien, über die vorher noch Fragezeichen schwebten, für Gewissheit. Wenig überraschend reisten die in der Rückrunde bereits verliehenen Tanguy Ndombele und Giovani Lo Celso nicht mit nach Korea. Ergänzt wurde die Liste der Abwesenden von Harry Winks und – zur Überraschung einiger Fans – Sergio Reguilon. Auch in dem Testspiel gegen die Rangers standen alle vier nicht im Kader. 

Es dürfte somit klar sein, dass die Zeit des Quartetts bei den Spurs sich dem Ende zu neigt. Noch wurde keiner von Ihnen verkauft, es ist aber davon auszugehen, dass der Verein hinter den Kulissen nach Abnehmern sucht, was sich im Fall von Ndombele als schwierig gestalten könnte. Man kann nur hoffen, dass besagte Spieler nicht am Deadline Day per Leihe verscherbelt werden müssen. 

Antonio Conte beweist mit der Aussortierung des Quartetts eine Härte, die man bei den Spurs in den letzten Jahren selten gesehen hat. Spieler, die nicht ins System passen oder als Unruhequellen ausgemacht wurden, werden ohne Rücksicht aussortiert. Der positive Effekt auf das Mannschaftsgefüge nach den Abgängen von Problemkindern Dele, Lo Celso und Ndombele im Winter gibt dem Italiener recht. 

Running up and down

Der Trainer der Spurs, Antonio Conte, ist berüchtigt für seine intensive Saisonvorbereitung. Und so schickte er seine Spieler während der Vorbereitung in Südkorea 42-mal die Länge des Spielfelds auf und ab. Manch einer schlug sich dabei besser als andere. Troy Parott, Bryan Gil und Pape Matar Sarr glänzten bei der Ausdauerübung und setzten sich vorne ab. Auch Davinson Sanchez beeindruckte mit seiner Fitness. Andere Spieler taten sich sichtbar schwerer. Publikumsliebling Son Heung-Min hatte zwischenzeitlich zu kämpfen, ebenso wie sein Sturmpartner Harry Kane. Matt Doherty rollte erschöpft auf dem Spielfeld und wurde somit ungewollt zur Meme-Vorlage. 

Antonio Conte hat die Spurs schon in der letzten Saison innerhalb kurzer Zeit von einem der laufschwächsten zu einem der laufstärksten Teams der Liga geformt. Und auch wenn niemand gerne dabei zusieht, wie die Spieler auf dem Feld in der südkoreanischen Hitze kollabieren, so kann man zurecht davon ausgehen, dass die Mannschaft von Antonio Conte in der nächsten Saison fitter sein wird als je zuvor. 

Oliver Skipp braucht Zeit

Die Freude über die Rückkehr Oliver Skipps während der Spiele der Vorbereitungstour in Korea war bei vielen Tottenham-Anhängern groß. Nach kurzer Irritation über den ungewöhnlichen Rückennummer-Tausch mit Cristian Romero tat es unglaublich gut, den talentierten jungen Mittelfeldspieler wieder auf dem Platz stehen zu sehen. Die letzten 20 Saisonspiele verpasst der Engländer nach seiner niemals enden wollenden Verletzung im Januar, was Antonio Conte im Verlauf der Rückrunde immer wieder frustrierte. 

Die Erkenntnis aus seiner Rückkehr auf den Platz ist aber auch, dass Skipp noch Zeit brauchen wird, bis er wieder zu alter Stärke zurückfinden kann. Vor allem im zweiten Testspiel gegen Sevilla sah er gemeinsam mit Mittelfeldpartner Hojbjerg immer wieder unsicher aus. Das Talent des Engländers, der von all seinen bisherigen Trainern in den höchsten Tönen gelobt wurde, bleibt dabei unumstritten. Doch in seiner Abwesenheit hat sich das Duo aus Bentancur und Hojbjerg gut eingespielt, darüber hinaus haben die Spurs sich im Sommer noch mit Yves Bissouma im zentralen Mittelfeld enorm verstärkt. Angesichts der Vielzahl an Wettbewerben in der kommenden Saison wird Oliver Skipp trotzdem zu genug Einsatzzeit kommen – aber man sollte nichts überstürzen. 

One Trick Pony Sanchez

Eine der großen Debatten des Sommers, die Suche nach einem absoluten Top-Innenverteidiger um die Dreierkette um Dier und Romero zu ergänzen, nahm auch während der Saisonvorbereitung wieder Fahrt auf. Denn während alles danach aussah, als habe man mit Ben Davies und Clement Lenglet für diese Saison zwei solide, wenn auch wenig aufregende Optionen, experimentierte Conte (zum Unmut vieler Anhänger) in den Testspielen mit Davinson Sanchez auf der Position. Der Kolumbianer konnte in den wichtigen letzten drei Spielen der vergangenen Saison als spontaner Ersatz für den verletzten Cristian Romero überzeugen und lieferte durchaus Argumente, über den Sommer hinaus bei den Spurs zu bleiben.

Seine Auftritte in Saisonvorbereitung beweisen jedoch aufs Neue, dass der Innenverteidiger offenbar ein One Trick Pony ist, und in Antonio Contes 3-4-3 lediglich die rechte Innenverteidigerposition ausfüllen kann. Auf der linken Seite konnte der Kolumbianer nicht überzeugen, von der zentralen, ordnenden Rolle Eric Diers ganz zu schweigen. Es wird daher spannend werden, wen Antonio Conte angesichts der Verletzungsprobleme Ben Davies am ersten Spieltag aufstellen wird. Man hofft, dass der Waliser bis zum Saisonauftakt wieder fit sein wird. Ansonsten könnte Neuzugang Clement Lenglet eine Option darstellen, der in seinen Kurzeinsätzen in den Testspielen eine solide Leistung zeigte und sofort sein viel gelobtes Passspiel unter Beweis stellte.

Wundertüte Lucas Moura

Notgedrungen durch Verletzungen und Ausfälle hat Lucas Moura in der Offensive der Spurs schon die ein oder andere Position abgedeckt, und dabei meistens dieselben frustrierenden Ergebnisse erzielt. Jetzt hat Antonio Conte eine neue Idee, den Brasilianer, der für viele in diesem Sommer eigentlich ein Wechselkandidat war, in sein System zu integrieren. In den bisherigen Vorbereitungsspielen testete der Italiener Lucas Moura häufiger auf der rechten Wing-Back Position im 3-4-3. 

Man kann es Conte nicht verübeln, diese Option zumindest einmal ausprobieren zu wollen. Ein Paradebeispiel, dass die Transformation vom offensiven Flügelspieler zum Wing-Back funktionieren kann, findet man in Ivan Perisic sogar im aktuellen Kader der Spurs. Auch Victor Moses machte in Chelseas Meistersaison unter Conte einen ähnlichen Schritt. Viele Spurs-Fans sind skeptisch, ob Lucas Moura diese Rolle ausfüllen kann. Doch wenn es einen Trainer gibt, der ihn umschulen kann, dann ist es Antonio Conte. 

3-4-3 oder 3-5-2?

Aktuell sieht es danach aus, als wolle Antonio Conte an dem bewährten 3-4-3 System festhalten. Die bevorzugte Formation des Italieners aus der letzten Saison fand bislang auch in allen Vorbereitungsspielen Anwendung. Und wer kann es ihm verübeln? Das Offensivtrio Son, Kane und Kulusevski harmoniert zu gut, um es zugunsten eines etwas tiefer agierenden Spielmachers aufzugeben. Doch eine gewisse taktische Flexibilität würde den Spurs gut zu Gesicht stehen. Und so wurde in dieser Transferperiode bereits mehrfach im Zuge der Gerüchte um eine mögliche Rückkehr Christian Eriksens zu den Spurs gemunkelt, ob Antonio Conte nicht gerne das 3-5-2 bei den Spurs implementieren würde, das ihm mit Inter Mailand zur italienischen Meisterschaft verhalf. 

Das Letzte Wort ist in der Frage bei Weitem noch nicht gesprochen. Viel hängt jedoch von der Transferpolitik der Spurs im restlichen Wechselfenster ab. Zwar wurden Ende Juli schon sechs (!) Neuzugänge vorgestellt, weitere Transfers scheinen jedoch nicht ausgeschlossen. Vor allem ein zentral-offensiver Mittelfeldspieler steht noch auf der Einkaufsliste, was die Option auf das 3-5-2 wieder eröffnen würde. Im Raum stehen aktuell vor allem James Maddison von Leicester City, Nicolo Zaniolo von der Roma und Lucas Paqueta von Olympique Lyon. Alle drei würden die Offensivmöglichkeiten der Spurs enorm verbessern. Es bleibt spannend. 

Die Qual der Wahl

Wer in den Testspielen auf zahlreiche Einsätze der Sommer-Neuzugänge gehofft hatte, der wurde zunächst enttäuscht. Während der Korea-Tour sammelte nur Richarlison Minuten. Ivan Perisic, Fraser Forster und Yves Bissouma fielen verletzt aus – die beiden Letzteren mit Covid. Clement Lenglet konnte spontan gar nicht mehr mitreisen, was vermutlich Problemen mit Visum und Einreise geschuldet war. Aber auch im Testspiel gegen die Rangers, in dem dann das gesamte Personal wieder zur Verfügung stand, spielte keiner der Neuzugänge von Beginn an. Die Startelf hatte verdächtige Ähnlichkeit zu der Mannschaft der letzten Saison, was bei vielen Fans für leichte Enttäuschung sorgte. 

Einerseits ist es verständlich, dass Antonio Conte den Leistungsträgern der Rückrunde erneut das Vertrauen schenkt und auch die Vorbereitung mit Ihnen angeht. Winter-Neuzugang Dejan Kulusevski scheint seinen Stammplatz über den Sommer behalten zu haben. Romero, Kane und Son sind sowieso gesetzt. Doch vieles ist anders im Vergleich zur letzten Saison. Denn während die Ersatzbank der Spurs vor einigen Monaten noch mit Jugendspielern ohne Premier League Einsatz gefüllt war, ist die zweite Reihe inzwischen mit erfahrenen Spielern wie Ivan Perisic oder Yves Bissouma bestückt. Wer von den Neuzugängen schlussendlich den Sprung in die erste Elf schafft, ist noch unklar. Eins ist jedoch sicher: Antonio Conte hat auf gleich mehreren Positionen die Qual der Wahl. Und die Aufstellung für das Heimspiel gegen Southhampton wird so stark antizipiert werden, wie schon lange keine Formation mehr. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert