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Kann das Trauma gebrochen werden? Spielvorschau FC Chelsea

Tottenham spielt gegen Chelsea und das noch an der Stamford Bridge. Das ruft traumatische Erinnerungen wach. Doch selbst die größten Pessimisten unter den Spurs-Fans können sich des Gefühls nicht verwehren: Hier könnte was drin sein.

Sonntag, 23. Januar 2022. Tottenham Hotspur spielt auswärts gegen den FC Chelsea. Abgesehen vom North London Derby gibt es wohl kaum eine Partie, die Spurs-Fans ein derartiges Gefühl der Nervosität verursacht. Nicht selten gepaart mit einer gehörigen Portion Mutlosigkeit. Wenn man sonst nicht ernsthaft an Verfluchung glauben mag, so spricht doch einiges dafür, dass beim Aufeinandertreffen der Spurs und Chelsea satanische Mächte ihre Finger im Spiel haben. Insbesondere, wenn der Austragungsort Stamford Bridge heißt. Seit Bestehen der Premier League haben die beiden Vereine dreißig Mal im Stadion der Blues gegeneinander gespielt. Ein einziges Mal waren die Spurs siegreich (am 1. April 2018). Wenn das nicht mal eine deprimierende Statistik ist.

Auch an diesem kalten Januarnachmittag nimmt das Schicksal seinen Lauf. Bereits in den Wochen zuvor hatte das Team von Antonio Conte im Halbfinale des EFL Cups jeweils 2:0 und 0:1 glanzlos gegen den Stadtrivalen verloren. In der ersten Halbzeit retteten sich die Spurs zwar noch ohne Gegentor in die Pause, nachdem Schiedsrichter Paul Tierney aus völlig unverständlichen Gründen einen Treffer von Kane in der 39. Minute aberkannte. In der zweiten Hälfte schoß aber der sonst chronisch unbeständige Hakim Ziyech ein unhaltbares Tor in die linke obere Ecke. Und gut zehn Minuten später entschied dann Thiago Silvas Treffer das Spiel endgültig.

Am Ende des Monats hatte Tottenham Hotspur also gleich drei Mal gegen einen der ärgsten Konkurrenten verloren und in keiner der Partien hatte es so ausgesehen, also wären hier zwei zumindest annähernd ebenbürtige Gegner aufeinander getroffen. Der qualitative Unterschied war nicht zu übersehen. Wie man seitdem erfahren konnte, war Trainer Antonio Conte vor diesen Matches von einer verbissenen Unruhe getrieben. Das Spiel gegen seinen ehemaligen Verein schien für den italienischen Trainer von besonderer Bedeutung gewesen zu sein. Das hing sicherlich nicht zu geringen Teilen mit seiner unschönen Entlassung im Jahr 2018 zusammen. Man kann sich vorstellen, wie schmerzhaft die drei in wenigen Wochen aufeinanderfolgenden Niederlagen gegen sein altes Team für den ehrgeizigen Conte gewesen sind.

Unübersehbarer Fortschritt

Es besteht kein Zweifel, dass seit Contes Antritt Anfang November Tottenham Hotspur nach Manchester City und Liverpool und noch vor Chelsea (und Arsenal) die drittbeste Mannschaft der Liga gewesen ist. Man schlug Meister Manchester City, überrannte Arsenal im NLD, trotzte auch Liverpool an der Anfield Road ein Unentschieden ab und qualifizierte sich schließlich für die Champions League. Der taktische und mentale Fortschritt der letzten Monate ist klar zu erkennen.

Doch auch nominell hat sich das Team seitdem deutlich verändert. Am 23. Januar dieses Jahres standen für Tottenham unter anderem Tanganga, Sánchez, Winks und Bergwijn in der Startelf. Keiner dieser Spieler wird an diesem Sonntag von Beginn auf dem Platz stehen. Die Winterneuzugänge Kulusevski und Bentancur haben das Niveau der Spurs enorm verbessert, hinzu kommen Sommertransfers wie Ivan Perisic, Richarlison und Yves Bissouma. Zweifelos haben sich die Kader der Lilywhites und Blues qualitativ deutlich angeglichen.

Chelsea in turmoil

Auf der anderen Seite fühlt es sich so an, als sei das Team von Thomas Tuchel in angespannten und konfusen Zeiten. Die Übernahme des Clubs durch das von Todd Boehly geführte Konsortium hätte sicherlich schlechter verlaufen können – aber auch besser. Laut Gerüchten sind Tuchel und sein Trainerstab bisher wenig zufrieden mit dem Handeln des Vereins. Chelsea hat einige Abgänge zu verzeichnen, allen voran der wichtige Antonio Rüdiger. Die bisherige Transferphase des Vereins war gekennzeichnet durch öffentlich gewordene Absagen verschiedener Spieler wie Raphina.
Auch in der Fanbase scheint sich Unruhe breit zu machen. So wurden in den sozialen Netzwerken nach dem wenig überzeugenden ersten Spiel gegen Everton kritische Stimmen laut. Insbesondere die Unfähigkeit der Blues nach vorne ist auffällig. Auch der neue Stürmer Raheem Sterling konnte zumindest in dieser Partie nicht zeigen, dass er diese Offensivmängel beheben kann. Es brauchte schließlich einen durch Jorginho verwandelten Elfmeter, um die Toffees mit 1:0 zu besiegen.
An diesem Sonntag werden auf Chelseas Seite nicht zuletzt Marcos Alonso und Mateo Kovacic fehlen. Von Anfang an könnte hingegen der über 60 Millionen Euro teure Neuzugang Marc Cucurella dabei sein.

Kann ein Zeichen gesetzt werden?

Bereits im März – also gut zwei Monate nach den desolaten Chelsea-Spielen – sagte Conte: „We played against Chelsea three times and we lost three games, but it was right to lose because Chelsea were better than us in every aspect. I would like to have another chance to see which is our level. Our level has improved a lot and now I’m sure Chelsea would have to fight much more to win the game.“ Davon ist auszugehen. Nicht nur Conte, sondern vermutlich die gesamte Mannschaft möchten beweisen, wie weit sie im letzten halben Jahr gekommen sind. Dieses Spiel könnte (!) somit eine Zäsur werden. Die meisten Spurs-Fans wären sicherlich auch über einen Punkt heilfroh. Aber sollte mit einem Auswärtssieg gegen Chelsea das historisch beinahe Unmögliche Realität werden – wer weiß, was in dieser Saison sonst noch so möglich ist.

Das Spiel könnt ihr am Sonntagnachmittag um 17:30 auf Sky verfolgen.

So könnte Tottenham spielen: Lloris, Sessegnon, Davies, Dier, Romero, Emerson, Hojbjerg, Bentancur, Son, Kane, Kulusevski

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