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Robin Hood? Nein danke! – Spielvorschau Nottingham Forest

Am vierten Spieltag reisen die Spurs zu Aufsteiger Nottingham Forest, in die Heimat des legendären Robin Hoods. Auch die Spurs nahmen in der Vergangenheit gerne Punkte von den Reichen und verteilten sie an die Armen. In dieser Saison gilt es, das zu verhindern. Wir blicken in unserer Vorschau auf die Partie.

Nottingham Forest gegen Tottenham Hotspur: Eine Partie, die vor allem für die jüngeren Fans der Spurs (mich eingeschlossen), wenig Assoziationen hervorrufen sollte. 8533 Tage ist es her, dass die Spurs das letzte Mal in der Premier League gegen Nottingham Forest spielten. Damals standen unter anderem Tim Sherwood und Steffen Freund in der Startelf. Forest stieg in der Saison 98/99 als Tabellenletzter ab, Tottenham wurde Achter. 23 Jahre später treffen die beiden Vereine also wieder in Englands höchster Spielklasse aufeinander. Die Spurs wollen dabei in Schlagdistanz zur Tabellenspitze bleiben.

No more Robin Hood

Auf dem Papier kann man über die Ausgangslage der Spurs vor der Auswärtsreise in die East Midlands wahrlich nicht klagen. In der neuen Spielzeit ist die Elf von Antonio Conte bislang ungeschlagen und in Schlagdistanz zur Tabellenführung – saisonübergreifend hat man sogar seit neun Spielen nicht mehr verloren. Nach der Champions-League-Auslosung unter der Woche gab es ebenfalls Grund zur Freude. Eine machbare Gruppe (Vorsicht: Jinx) und einige spannende Auswärtsfahrten. Es scheint also alles angerichtet zu sein, gegen Aufsteiger Nottingham drei ungefährdete Punkte einzufahren. Warum also Grund zur Sorge?

Ganz ähnlich wie der Held von Nottinghams Lokalbevölkerung Robin Hood zeigten sich die Spurs häufig großzügig gegenüber den Armen und schenkten vermeintlich kleineren Teams aus dem Tabellenkeller die Punkte, die sie Manchester City, Liverpool oder Arsenal abrungen. Das müde Unentschieden gegen Brentford oder die schmerzhafte 1:0-Niederlage gegen Burnley aus der letzten Saison kommen in Erinnerung. Ein Rückfall in alte Verhaltensmuster kann in der neuen Saison glücklicherweise noch nicht beobachtet werden. Zuletzt feierte man gegen die Wolves einen glanzlosen 1:0-Arbeitssieg. Dabei soll es bleiben.

Eine weitere Sorge, die so manch einen Spurs-Fan im Vorfeld der Partie gegen Nottingham Forest herumtreibt, sind die jüngsten Leistungen gegen Chelsea und die Wolves. Nachdem man von Chelseas Omnipräsenz im Mittelfeld am 2. Spieltag klar die Grenzen aufgezeigt bekam, bemühten sich die Spurs auch gegen Wolverhampton zumindest in Halbzeit Eins vergeblich um Zugriff ins Spiel. Die englische Yellow Press urteilte schnell und prophezeite den Tottenham-Fans eine qualvolle Saison voller „dreckiger“ Arbeitssiege. Wie ironisch, dass das Team von Antonio Conte bislang im Kalenderjahr 2022 die meisten Premier-League-Tore erzielt hat. Es stimmt wohl, dass die bisherigen Saisonleistungen dem italienischen Headcoach der Spurs den ein oder anderen Anlass zum Grübeln gegeben haben. Panik ist aber definitiv nicht angebracht.

Fulham 2.0?

Manch einer mag sich noch an den FC Fulham in der Saison 2018/19 erinnern. Unter Aufstiegstrainer Jokanovic wurde für die Rückkehr in die Premier League viel Geld ausgegeben und der Kern der Aufstiegsmannschaft auseinandergenommen, nur um am Ende der Saison als dreizehntschlechtestes Premier-League-Team aller Zeiten mit 26 Punkten wieder abzusteigen. Zugegeben, der Vergleich mit Nottingham aus der Saison 22/23 hinkt etwas. Aber was Forest in diesem Sommer auf dem Transfermarkt anstellt, sorgt für internationales Aufsehen. Und das ist noch ein understatement.

16 (!) Spieler hat der Verein in diesem Sommer bereits verpflichtet, dazu wurde noch Dean Henderson von Manchester United als neue Nummer Eins ausgeliehen. Unter den Zugängen finden sich auch bekannte Namen aus der Bundesliga: Taiwo Awoniyi, Orel Mangala, Moussa Niakhaté, Omar Richards und der Köln-Flop Emmanuel Dennis. Für Kopfschütteln sorgte zuletzt der Transfer des Wolves-Mittelfeldspieler Morgan Gibbs-White, dessen Ablöse inkl. Boni sich in Richtung der 40 bis 50 Millionen Euro bewegen könnte. Die ersten Running-Gags gibt es schon: Mittlerweile fragt man sich nicht mehr, an wem Nottingham interessiert ist – sondern an wem sie nicht dran sind.

Nottingham Forest, das sich im Besitz des griechischen Reeder Evangelos Marinakis befindet, macht Ernst. Mit Ablösen von insgesamt 152 Millionen Euro mischt man zumindest bei den Transferausgaben ganz oben mit. Ob sich das am Ende der Saison auch in der Tabelle widerspiegelt, bleibt abzuwarten. Zwar hat sich der Marktwert des gesamten Kaders binnen weniger Wochen mehr als verdoppelt, doch das Beispiel Fulham bewies schon vor einigen Jahren, dass ein auf dem Papier besserer Kader kein Erfolgsgarant ist. Es wird spannend zu sehen sein, wie die Mannschaft des viel gelobten Steve Cooper sich über den Saisonverlauf in der Premier League präsentieren wird. Bislang stehen ein Unentschieden, eine Niederlage und ein Sieg zur Buche, womit sich Forest im Tabellenmittelfeld wiederfindet. Aus 3,14 xG schoss Forest bislang zwei Tore. Steve Cooper setzt, wie zum Ende der letzten Saison, auf eine Dreier- bzw. Fünferkette. In der Offensive bekamen zuletzt der talentierte Brennan Johnson, Awoniyi und Lingard das Vertrauen.

Romero weiter verletzt

Noch haben die Spurs den Luxus, ein Spiel pro Woche bestreiten zu können. Spätestens mit der Veröffentlichung des Spielplans für die UEFA Champions League am Samstagmorgen war klar, dass damit bald Schluss sein wird. Und trotzdem hat das Lazarett Tottenhams aktuell einige Insassen. Cristian Romero, der sich unterschiedlichen Quellen zufolge selbst schon längst für fit erklärt hat, wird auch gegen Forest fehlen. Davinson Sanchez, der zuletzt im Februar ein Gegentor kassierte, wird ihn wie gewohnt vertreten. Oliver Skipp bleibt ebenfalls verletzt, auch wenn sich beim jungen Engländer ein Licht am Ende des Tunnels andeutet. Zu den beiden gesellen sich Lucas und Bryan Gil, die am Freitag beide nicht trainiert haben und bei denen spontan entschieden werden soll, ob sie fit genug für die Partie am Sonntag sind. Bei Forest fehlen die Bundesliga-Neuzugänge Niakhate und Richards verletzt.

Antonio Conte vor dem Spiel gegen den Aufsteiger in die Karten zu schauen, ist schwierig. Ivan Perisic könnte seinen Platz in der Startelf nach einer guten Leistung gegen die Wolves (inklusive Assist) behalten. Auf rechts scheint Emerson momentan die erste Wahl zu sein – ein Wiedersehen mit seinem alten Club wird für Djed Spence also unwahrscheinlich. Anderswo muss sich der italienische Trainer der Spurs fragen, ob die Neuzugänge Richarlison, Bissouma oder auch Lenglet langsam mit einem Startelf-Einsatz für ihre bisher soliden Leistungen belohnt werden sollten.

Schiedsrichter der Partie ist Craig Pawson. Als Match of the Week kann man die Spurs in dieser Woche bei Sky sogar in UHD verfolgen. Florian Schmidt-Sommerfeld kommentiert. Der Anstoß ist am Sonntag um 17:30.

So könnte Tottenham spielen: Lloris – Perisic, Davies, Dier, Sanchez, Emerson – Hojbjerg, Bentancur – Son, Kane, Kulusevski

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