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Eigene Stärke oder Schwäche des Gegners? – Spielbericht zum Sieg gegen Everton

Durch den überzeugenden 5:0-Heimerfolg über den FC Everton konnten sich die Spurs rehabilitieren und haben den Kampf um die Top 4 angenommen. Doch was bedeutet dieser Sieg für die kommenden Spiele und den Rest der Saison? Hat man nun endlich in die Spur gefunden oder könnte man gegen Manchester United doch wieder ins Straucheln kommen? Alles über das gestrige Spiel erfahrt ihr in unserer Analyse.

Wenn man gerade einen 5:0-Sieg zu verbuchen hat, gibt es eigentlich genügend Gründe, um zu feiern. Als Spurs Fan hat man in der Vergangenheit aber gelernt, etwas vorsichtiger zu sein und nicht zu schnell ins Träumen zu geraten. Denn zu häufig landete man nach solch Höhenflügen wieder auf dem Boden der Tatsachen. Wie auch schon im Vorbericht erwähnt, war das auch in dieser Saison nicht anders. Auf beachtliche Erfolge wie den 3:2-Auswärtssieg gegen Manchester City folgten leider regelmäßig Niederlagen, sodass das Team seit Anfang Dezember nicht mehr zwei Ligaspiele in Folge gewinnen konnte. Doch mit dem gestrigen Erfolg änderte sich dies nun. Nach dem starken 4:0-Sieg bei Leeds, konnten die Spurs auch gegen Everton überzeugen und schickten die Toffees aus Liverpool mit einer Klatsche wieder nach Hause.


Die Frage, die man sich bei solch klaren Siegen stellen sollte, ist, ob das vorrangig an der eigenen Leistung lag, oder an den Schwächen des gegnerischen Teams. In diesem Fall kann man diese Frage nicht eindeutig beantworten. Denn man hat zwar definitiv eine der besten Saisonleistungen erbracht, doch Frank Lampard machte es Tottenham auch erstaunlich einfach und traf die schlechtmöglichste taktische Ausrichtung, die es zu treffen gab. Alleine wenn man die letzten sechs Spiele näher betrachtet, ist ein klarer Trend zu erkennen. Gegen hochstehende Gegner wie ManCity, Leeds oder eben nun Everton konnte man die eigenen Stärken perfekt einsetzen und die gegnerischen Teams durch präzise Konter bestrafen. Gegen Mannschaften, deren Fokus aber darauf lag, eine stabile Defensive an den Tag zu legen, verlor man jedoch alle Duelle, da man nicht in der Lage war den Abwehrblock dieser Teams zu durchbrechen.

Dass Frank Lampard sich also für eine hohe defensive Linie entschied und früh anlief, war meiner Meinung nach an Naivität kaum zu überbieten. Dass das Pressing im Gegensatz zu Mannschaften wie Southampton auch noch wahnsinnig unpräzise war, war der letzte Sargnagel für das gestrige Duell.


Doch bei all der pessimistischen Einordnung, darf man keinesfalls vergessen, dass die Spurs gestern ein absolut fantastisches Spiel absolvierten. So fiel tatsächlich kein einziger Spieler leistungstechnisch ab, wodurch man endlich mal wieder nur über positive Auffälligkeiten reden kann. Dass Harry Kane wieder zwei Tore erzielen konnte und auf Twitter erneut zum „Man of the Match“ gewählt wurde, ist kaum noch erwähnenswert, da man sich in kürzester Zeit wieder daran gewöhnt hat, einen der besten Spieler der Welt im Kader zu haben. Was man aber definitiv positiv herausstellen muss, ist die rechte Seite, die gestern für die Spurs auf dem Platz stand. Nicht nur konnte Kulusevski seine starke Form bestätigen, sondern auch Matt Doherty knüpfte an seine Leistung aus dem Leeds-Spiel an und wäre für mich persönlich auch folgerichtig der Mann des Spiels gewesen. Mit zwei fantastischen Vorlagen auf Kane war er natürlich ein entscheidender Faktor, doch auch die grundsätzliche Gefahr, die von ihm ausging, war bemerkenswert. So hatte er alleine in diesem Spiel mehr gefährliche Offensivaktionen als sein Konkurrent Emerson Royal in der kompletten Saison.
Dass nun beide Wingback-Positionen ordentlich besetzt sind, könnte ein entscheidender Faktor für den Kampf um die Top 4 sein. Denn für ein System wie Contes, welches so stark auf Offensivaktionen von Flügelverteidigern aufbaut, kam in seiner bisherigen Amtszeit einfach zu wenig von diesen Positionen. Dass sich Ryan Sessegnon nach einer starken ersten Hälfte wieder verletzte, ist zwar sehr ärgerlich, doch mit Sergio Reguilón besitzt man auf der linken Seite auch weiterhin einen sehr fähigen Spieler. Matt Doherty hingegen könnte für den Rest der Saison das fehlende Puzzleteil sein, nach welchem man die letzten Monate suchte. Denn bei allem Respekt vor Emerson Royal, neigt sich dessen Zeit bei Tottenham Hotspur schon wieder dem Ende entgegen, da er für das Contes Spielweise leider nicht die nötigen Attribute mitbringt.


Bei aller Euphorie waren die letzten beiden Ligasiege jedoch auch gegen stark abstiegsbedrohte Teams. Der wirkliche Härtetest folgt nun am kommenden Samstag im Auswärtsspiel gegen Manchester United. Ich gehe aber sogar in diesem Spiel davon aus, dass wir etwas Zählbares mitnehmen. Denn auch wenn United sicherlich nicht so vogelwild anlaufen wird wie beispielsweise Leeds, sind Rangnick-Teams nunmal für Gegenpressing bekannt, was definitiv für Lücken in der Defensive sorgen wird. Ob wir diese dann auch nutzen, steht auf einem anderen Blatt. Doch es gibt definitiv Grund für Optimismus.

Einzelkritik

Hugo Lloris: 7/10 – Wurde über die komplette Spieldauer nicht gefordert, da Everton das Spiel tatsächlich ohne Schuss aufs Tor beendete.


Cristian Romero: 7/10 – Sicherlich nicht sein auffäligstes Spiel, aber das ist als Defensivspieler auch selten etwas Schlechtes. Löste alle Situationen, in denen er gefordert wurde, aber sehr souverän


Eric Dier: 8/10 – Strahlte wieder unfassbar viel Ruhe aus und gab für seine Nebenspieler in der Dreierkette den Takt an. Erzielte nach Kanes Flanke auch beinahe sein erstes Saisontor.


Ben Davies: 7/10 – Wie sein Pendant auf der rechten Seite selten gefordert. Leitete aber das 1:0 ein als er den tiefen Ball auf Sessegnon spielte.


Matt Doherty: 10/10 – Ein viel besseres Spiel kann man als Flügelverteidiger kaum absolvieren. So stehen am Ende zwei fantastische Assists und eine grundsätzlich sehr auffällige Leistung zu Buche.


Rodrigo Bentancur: 8/10 – Leitete wieder sehr viele Offensivaktionen ein und konnte nach seiner Verletzungspause wieder dort anknüpfen, wo er davor aufgehört hatte.


Pierre Emile Højbjerg: 7/10 – Sein Kampf und Wille waren heute nicht ganz so extrem gefordert wie in anderen Spielen. War in einzelnen Situationen allerdings sehr gedankenschnell, wodurch immer wieder Angriffe eingeleitet werden konnten.


Ryan Sessegnon: 8/10 – Das 1:0 ensteht ausschließlich durch seine Entschlossenheit. Absolvierte gestern offensiv wahrscheinlich sein bestes Spiel in einem Spurs-Shirt. Musste allerdings zu Pause verletzungsbedingt heruntergenommen werden.


Dejan Kulusevski: 9/10 – Erneut eine fantastische Leistung des jungen Schweden, was am Ende zu zwei Assists führte. Ist schon jetzt einer der besten Tottenham-Transfers der letzten Jahre.


Harry Kane: 9/10 – Leitete das 2:0 durch Sonny ein und macht selbst zwei Tore. Was gibt es zu ihm noch zu sagen? Ohne Zweifel wieder der Alte und jetzt mit 176 Premier League Treffern sogar vor Thierry Henry in der ewigen Torschützenliste.


Son Heung-Min: 7/10 – Fiel von allen Offensivspielern etwas ab. Machte zwar sein Tor, traf allerdings in einigen Situationen die falsche Entscheidung, wodurch man nicht schon früher noch höher führte.


Sergio Reguilón: 7/10 – Traf nach bereits 41 Sekunden nach seiner Einwechslung und hatte damit direkten Impact. War danach aber nicht mehr sonderlich auffällig.


Davinson Sánchez: 6/10 – Kam in der 52. Minute für Romero und brachte den Sieg ungefährdet über die Bühne. Wurde jedoch auch nicht mehr wirklich gefordert.


Steven Bergwijn: 6/10 – Kam in der 67. Minute für Sonny und versuchte noch etwas zu kreieren. Zu dem Zeitpunkt hatten die Spurs allerdings schon zwei Gänge zurückgeschalten, weshalb nichts Zählbares aus seine Aktionen entstand.

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