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Als Edel-Joker zu gut für die Bank? – Kommentar zu Steven Bergwijn

In der Nationalmannschaft brillierte er jüngst mit drei Treffern in zwei Spielen, bei den Spurs spielt er seit Wochen keine Rolle. Jetzt lässt Steven Bergwijn seinen Frust in den sozialen Netzwerken aus. Ein Kommentar, warum eine Trennung vom Niederländer womöglich das Beste wäre.

Steven Bergwijn und die Spurs, das hätte eine Erfolgsgeschichte werden können. Ich erinnere mich noch gut an die Euphorie, die viele Fans (mich eingeschlossen) bei der Verpflichtung des Niederländers im Januar 2020 empfanden. Ganz zu schweigen von seinem mitreißendem Debüt-Tor gegen Manchester City. Als Reaktion auf den Verkauf Christian Eriksens an Inter Mailand verpflichtet, und symbolisch auch gleich mit dessen Trikotnummer ausgestattet, waren die Erwartungen an Bergwijn hoch – vielleicht zu hoch.

Magere Torausbeute im Trikot der Spurs

Schon damals war nicht klar, welche Position der Niederländer denn eigentlich besetzen soll. Angesichts der damaligen Personalnot und dem Ausfall von Kane und Son brachte Jose Mourinho Bergwijn mal über links, mal über rechts – gegen Chelsea gab er im Februar 2020 sogar den Mittelstürmer. Ein Trend, der sich über Bergwijns gesamte bisherige Spurs-Karriere fortsetzte. Zwei Jahre nach seiner Verpflichtung hat der gelernte Flügelspieler weder eine klare Position, geschweige denn einen festen Platz im Kader. Nur phasenweise setzte Mourinho auf ihn und unter Conte spielt er die Rolle eines Edel-Jokers. Es dauerte nicht lange, bis die erste Kritik an Bergwijn laut wurde. Vor allem ein vernünftiges Endprodukt ließ der Niederländer oft vermissen. Kam er in der Hinrunde vor seiner Verpflichtung noch auf beeindruckende 15 Torbeteiligungen in 16 Spielen für PSV, so waren es seither nur noch 12 in 53 Ligapartien.

Umso paradoxer erscheint es, dass die jüngsten Rufe nach einem Transfer nicht mehr aufgrund der vermeintlichen unterdurchschnittlichen Leistungen des Niederländers laut geworden sind, sondern weil der Niederländer plötzlich zu gut geworden ist für die Bank. In den letzten Monaten konnte Bergwijn in den seltenen Momenten, in denen ihn Antonio Conte aufs Feld schickte, mit Tempo, Ideen und einem Zug zum Tor überzeugen – vor allem in Situationen, in denen die Spurs neue Impulse von der Bank dringend nötig hatten (man erinnere an das 3:2 gegen Leicester). Doch für Conte führt kein Weg am Offensivtrio Son –  Kane – Kulusevski vorbei, sodass sich bei den Fans langsam das Gefühl breit macht, dass Talent und Qualität des Niederländers auf der Bank verschwendet werden. Hierbei sei allerdings auch nicht zu vergessen, dass die Forderungen nach einem Startelfeinsatz von Steven Bergwijn vor allem den teilweise unauffälligeren Auftritten Son Heung-Mins geschuldet waren, der mit dem Spiel gegen West Ham jedoch offenbar seine Form wieder gefunden hat.

Im Winter eigentlich schon fast verkauft

Schon vergessen haben scheinbar viele, dass Bergwijn im Wintertransferfenster eigentlich mit einem Bein schon aus der Tür und zurück in Richtung Eredivisie war, bevor in einem beispiellosen Fall Tottenhams unerklärlicher Transferpolitik der Verein nach dem Wunder von Leicester eine 180-Grad-Wende einlegte, und den Niederländer von einem auf den anderen Tag als unverkäuflich deklarierte.

Die Einschätzung, er sei zu gut für die Bank, teilt derweil auch Steven Bergwijn selbst. Auf Snapchat machte er jüngst seinem Ärger Luft, als er ein Foto eines eingestaubten Sportwagens mit der Bildunterschrift “No matter how precious you are, if you are not in a place that values you, you are nothing.“ postete. Und wer kann es ihm verübeln – ein professioneller Fußballspieler will nicht auf der Bank versauern und Bergwijn konnte sich mit guten Leistungen in den letzten Wochen immer wieder empfehlen. Zuletzt traf er in der Länderspielpause in zwei Spielen dreimal, darunter auch beim Unentschieden gegen die DFB-Elf.

Der richtige Zeitpunkt zur Trennung ist gekommen

Der Verein sollte diesen Moment, in dem ganz Europa auf Bergwijn schaut und unverständlich mit dem Kopf schüttelt, dass der Niederländer für Tottenham in diesem Kalenderjahr erst 239 Minuten in allen Wettbewerben auf dem Platz stand, nutzen und sich um einen Verkauf des Angreifers bemühen. Sein Marktwert dürfte von seinen guten Leistungen in letzter Zeit profitiert haben und das Geld könnte in einen Spieler reinvestiert werden, der besser in Antonio Contes Spielphilosophie passt.

Das Leben als Ersatzspieler bei Tottenham Hotspur hinter Son und Kane ist kein Einfaches, und letztendlich kann auch Steven Bergwijn nichts dafür, dass Antonio Conte stur an seinem Offensivtrio festhält. Aber die letzten Monate haben auch gezeigt, dass das System Contes noch zu fragil und seine Spielphilosophie von den Spielern noch nicht gut genug verinnerlicht ist, dass der Italiener allzu viel rotieren könnte. Dass Steven Bergwijn aber eigentlich die Qualität und das Potenzial hat, anderswo in der Startelf zu stehen und ein richtig guter Offensivspieler zu sein, steht außer Frage. Dass seine Leistungen im Spurs-Trikot bislang aber die Euphorie von damals nicht bestätigt haben, genauso.

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